
Die Rattenwache
Käpt’n, ich habe geträumt dass ich mein Kind verliere.
Ich träumte, unser Baby, das stirbt.
Aber es lebt doch noch, mit mir in vollster Begierde.
Dort, in meinem hohlen Bauch.
Es lebt doch noch. Fühlst du es nicht auch?
Käpt’n, ich hielt den Körper unsres toten Säuglings im Arm.
Umwickelt von seidig glänzenden Leinen,
so klamm und ich beginne zu weinen,
das war doch alles nur ein Traum.
Liebling, das ist doch alles nur ein Traum!
Der Bootshaken wird schwer, hier liege ich, allein.
Ich und mein totes Baby. Unser totes Baby. Nein!
Mein Kapitän, ich träumte, ich stehe auf der See.
Am Steuer des Bunkerdecks hüte ich unser Baby.
Umwickelt von seidig glänzenden Leinen,
und ich höre, wie die Flut beginnt, zu weinen
und der alte Wind schreit.
Ich träumte von abscheulichem Schmerz und Wasser im Gesicht,
von Blut auf der Planke und dem erscheinenden Licht.
Nein!
Ich habe geträumt, mein Kind nehm ich mit zu mir.
Überlass es nicht den Wellen, sondern schenke es dir.
Einen besseren Ort gibt es für das tote Kindlein nicht.
schau, mein Liebling, unser Baby, freust du dich?
Liebling, mir träumte, dass dich die Schuld auffrisst.
Dass du ohne mich und dem Kind hinfort gegangen bist.
Du liest uns allein, mein totes Baby und mich.
Und ich höre wie du flüsterst „Verzeih mir nicht!“
Ich träumte, ich legte mein totes Baby zu Bett.
Nur mit dir, dem Hauptmann, waren wir komplett.
Ich schloss meine Augen, in diesem Rausch sah ich dich,
du streichelst das Baby, sagst: „Du träumst das hier nicht.“
2011